„Das geht mir ganz schön an die Nieren.“ – mit dieser Aussage bezeichnen wir Themen, die uns wirklich zu schaffen machen, die an unsere Substanz gehen. Genau dafür steht die Niere in der Chinesischen Medizin: Unsere Lebensenergie.
In diesem Artikel erfahrt ihr:
- Welche Funktion die Nieren und die Blase im Körper erfüllen,
- Welche Bedeutung die Nieren und die Blase in der Traditionellen Chinesischen Medizin haben und
- Welche emotionalen und mentalen Themen durch die Nieren beeinflusst werden.
- Und natürlich erfahrt ihr mit welchen Yin-Yoga-Übungen und welcher Atemtechnik ihr euren Nieren und eurer Blase etwas Gutes tun könnt.
Welche Funktion erfüllen die Nieren und die Blase im Körper?
Die Nieren sind dafür verantwortlich unser Blut zu filtern und damit zu reinigen. Insgesamt werden so bis zu 180 Liter Blut pro Tag einmal durchgewaschen. Dabei treffen die Nieren dann die wichtige Entscheidung, was aus dem Blut bleiben darf und was gehen muss. Alles, was raus muss, wandern über den Harnleiter zur Blase. Die Blase ist dann „nur noch“ für das Loslassen zuständig.
Als wäre das nicht genug, kümmern sich die Nieren auch noch darum, dass der Blutdruck so ist, wie er sein soll. Auch die Gesundheit von Knochen, Gelenken, der Geschlechtsorgane und ein ausgeglichener Hormonhaushalt fallen in das Aufgabengebiet der Nieren.
Welche Bedeutung haben die Nieren und die Blase in der Traditionellen Chinesischen Medizin?
Die Nieren sind aufgrund ihrer physischen Funktion ziemlich wichtig für unseren Körper und somit wird ihnen in der TCM eine besondere Rolle zugeschrieben.
Abseits von den essentiellen physischen Funktionen verorten die TCM-ler in den Nieren unser Gesamtpaket an Lebensenergie. Vielleicht habt ihr schon mal etwas von „Qi“ gehört, dass ist die Energie, die uns morgens aufstehen und beschwingt durch den Tag gehen lässt. Am Ende des Tages ist der Saft alle und wir müssen uns erholen, um morgens wieder loslegen zu können. Das Qi ist also wie ein Akku wieder aufladbar.
Die Lebensenergie in den Nieren (das Jing) liegt noch ein Level darüber und funktioniert leider nicht wie ein Akku, sondern eher wie die Reservebatterie für das Qi. Wenn wir uns lange verausgaben, nimmt unser Körper Energie aus dem Speicher der Nieren. Dadurch wird diese Energie derart verbraucht, dass sie nicht wieder kommt. Da uns laut der TCM bei der Zeugung eine ganz individuelle Portion „Jing“ mitgegeben wurde, sollten wir damit gut haushalten – denn die Menge ist gleichbedeutend mit unserer Zeit in diesem einen Körper.
Good News
Wenn wir uns immer gut um unser Qi kümmern, verbraucht sich die Reservebatterie des Jings in einem langsamen Tempo.
Welche emotionalen und mentalen Themen werden durch die Nieren beeinflusst?
Die Nieren bilden mit ihrem Energiespeicher das Fundament unseres Lebens. Die passenden Themen sind naheliegend: (Überlebens-) Angst und Weisheit. Die Blase teilt diese Eigenschaften.
Wenn die Nieren aus der Balance geraten, dann zeigt sich das in starken Ängsten, die wirklich an die Substanz unseres Dasein gehen; in Selbstzweifeln und der Angst vor Veränderung. Auch Panikattacken können ein Zeichen für schwache Nieren sein. Wir fühlen uns energielos und haben keinen Willen mehr, Pläne durchzuziehen, wenn es mal holprig wird.
Meine Top 3 Yin Yoga Übungen für die Nieren und die Blase nach TCM
Mit gezielten Atem- und Yoga-Übungen können wir den Nieren helfen, wieder in Fahrt zu kommen. Meine Top 3 Yin Yoga Übungen für euch sind:
Dangling an der Wand
Stellt euch in eine Weite Grätsche mit dem Gesicht zur Wand. Steht dabei etwa eine Unterarmlänge entfernt. Nun rollt ihr euch nach vorne herunter, sodass ihr euch mit dem Rücken bequem an die Wand lehnen könnt. Wenn sich etwas unangenehm anfühlt, könnt ihr den Stand näher oder weiter an die oder von der Wand weg justieren. Hängt ca. 4 – 6 Minuten dort ab und kommt dann langsam wieder heraus.
Alternative: Setzt euch in die weite Grätsche auf den Boden, schnappt euch ein dickes Kissen und legt es vor euch. Nun lasst ihr euch auf das Kissen sinken und entspannt. Mit der Zeit könnt ihr bestimmt noch tiefer nach vorne sinken. Hier könnt ihr auch bis zu 10 Minuten bleiben.
Schnecke
Diese Übung sieht komisch aus und fühlt sich vielleicht auch etwas komisch an. Aber mit der Zeit wird sie immer angenehmer:
Habt ein dickes Kissen griffbereit und legt euch auf den Rücken. Nun schwingt ihr beherzt eure ausgestreckten Beine so nach oben, dass eure Zehen hinter eurem Kopf wieder auf dem Boden laden (die aktive Variante davon heißt „Pflug“). Ohne den Kopf zu drehen (!) schiebt das Kissen unter euren Rücken, damit ihr keine Kraft aufwenden müsst, um die Position für 4 – 6 Minuten zu halten. Die Beine müssen nicht ganz gestreckt sein – es geht um die Dehnung im Rücken.
Sphinx
Die Nieren können wir auch besonders gut durch gezielte Kompression der Körperregion ansprechen, in der sie zu Hause sind: Der untere Rücken.
Legt euch für die Sphinx auf den Bauch und streckt die Beine nach hinten aus. Bringt die Ellenbogen unter die Schultern und die Hände gerade vor euch. Richtet dann den Oberkörper soweit auf, wie es sich gut anfühlt. Sehr gerne könnt ihr euch ein dickes Kissen unter den Bauch schieben, um es euch richtig gemütlich zu machen. In der Haltung könnt ihr bis zu 10 Minuten bleiben.
Nehmt euch am Ende der kleinen Übungsreihe gerne etwas Zeit für einen Moment Ruhe und bewusstes Atmen.
Die Atemtechnik, um die Nieren und die Blase wieder in Balance zu bringen
Die Atemübung für die Nieren und die Blase ist die verlängerte Ausatmung. Sie wirkt zudem sehr beruhigend und lösend gegen Verspannungen.
- Atmet tief in den Bauch ein und aus.
- Beginnt dann den Atem zu zählen: Wie lang atmet ihr ein? Wie lange aus?
- Versucht zunächst die Ein- und Ausatmung auf dieselbe Länge zu bringen: 4 Zeiten ein- und 4 Zeiten wieder ausatmen. Wiederholt das für 10 – 15 Atemrunden (Ein- und Ausatmung = eine Runde).
- Mit der Zeit verlängert ihr auf einen 4:6 Rhythmus und atmet weiter für 4 Zeiten ein, aber dann für 6 Zeiten aus. Wiederholt auch das für 10 – 15 Atemrunden.
- Wenn es sich immer noch gut anfühlt, könnt ihr die Ausatmung dann auf 8 Zeiten verlängern. Bleibt so lange dabei, wie es sich gut anfühlt. Und nehmt das auch gerne mit in euren Alltag.
Der positive Effekt von Yin Yoga und Atemtechnik auf die Nieren und die Blase
Wenn ihr euren Nieren und eure Blase durch die Übungen und die Atmung so richtig in Schuss gebracht habt, dann hat das nicht nur positive Auswirkungen auf die physischen Aufgaben der Organe (Hallo, Toilette!), sondern auch auf die mentalen Aspekte:
Aus Angst wird Vertrauen, ein tiefes Urvertrauen in sich selbst und das Leben. Die Willenskraft wird wieder erweckt und ihr geht euren Weg ganz sicher und belastbar. Ihr könnt wieder besser mit stressigen Situationen umgehen. Und ihr trefft, wie die Niere auch, klare und sichere Entscheidungen darüber, was ihr loslassen wollt und was noch bei euch bleiben darf.