Yin Yoga für Leber und Gallenblase und einen gesunden Umgang mit Wut

Die Leber und Dein gesunder Umgang mit Wut

„Da kommt mir die Galle hoch.“ – ja, dann sind wir wirklich wütend. Und entweder wir machen dem Ärger Luft, oder viel schlimmer: Wir fressen den Ärger in uns hinein. Das kann auf die Dauer nicht nur zu Kopfschmerzen oder Launigkeit sondern zu noch massiveren körperlichen Beschwerden führen.
In diesem Artikel erfahrt ihr: 

  • Wieso uns in manchen Situationen die „Galle hochkommt“, 
  • Welche Themen Leber und Gallenblase in der Traditionellen Chinesischen Medizin zugeschrieben werden, 
  • Wie ihr mit Yin Yoga eurer Wut in gesundem Rahmen Luft machen könnt.  

Wieso kommt uns eigentlich „die Galle hoch“, wenn wir wütend sind? 

Die Leber ist DAS Entgiftungsorgan in unserem Körper. Vielleicht kennt ihr den Spruch: „Wo früher meine Leber war, steht heute eine Minibar.“ – das beschreibt es eigentlich ganz gut. Denn die Leber ist dafür verantwortlich, das Blut zu reinigen, bevor es zum Herzen weitergeleitet wird. Sie beschützt das Herz. Ganz nebenbei produziert sie die Galle. Eine Flüssigkeit, die dann in der Gallenblase gespeichert wird, bevor sie sich in unserem Darm alle fett- und ölhaltigen Nährstoffe vorknöpft.
Es ist also nur logisch, dass uns vor Wut die Galle hoch kommt; denn Wut ist eine Reaktion auf mentale und emotionale Giftstoffe, die in unseren Körper gelangen. Und genau das machen diese beiden Organe: Entgiften. 

Welche Themen werden Leber und Gallenblase in der Traditionellen Chinesischen Medizin zugeschrieben? 

In der Traditionellen Chinesischen Medizin sind die Hauptthemen dieser beiden Organe Wut und Ärger. Aber auch das Mitgefühl.
Mit anderen Menschen fühlen, können wir am besten, wenn wir uns selbst in einem für uns sicheren Rahmen befinden. Das tun wir, wenn wir unsere Grenzen für uns passend gesetzt und diese auch anderen kommuniziert haben. Ein weiteres zentrales Thema der Leber ist in der TCM also das Setzen von Grenzen. Es geht darum, klare Entscheidungen für sich zu treffen. So können wir ein liebevoller und mitfühlender Mensch sein, ohne durch diese Nettigkeit zum Fußabtreter der Gesellschaft zu werden. 

Wie könnt ihr eurer Wut mit Yin Yoga Luft machen? 

Klingt jetzt erst mal widersprüchlich. Mit einer ruhigen Praxis seinen Ärger verarbeiten? Ja, das geht. Klar ist aber auch, dass wir am besten wieder runterfahren können, wenn wir uns vorher einmal so richtig ausgepowert haben. Bevor ihr also in eine ruhigere Yin-Praxis startet: Rennt eine Runde um den Block (oder auf der Stelle), macht euch Rammstein an und schüttelt euch ordentlich durch oder boxt euer Kissen. (YES, auch das ist Yoga!)  

Meine Top 3 Yin Yoga Übungen für Leber und Gallenblase nach TCM 

Wenn das Gröbste raus ist, können wir die tieferen, angestauten Schichten von Wut und Ärger abtragen und loslassen. Meine Top 3 Yin Yoga Übungen für euch sind: 

Squat / Malasana

Auch bekannt als die tiefe Hocke. Stellt eure Füße parallel zueinander etwas mehr als hüftbreit auf. Die Zehen zeigen ganz gerade nach vorne. Setzt euch tief zwischen eure Füße, aber nicht auf dem Boden ab. Der Po bleibt in der Luft und die Füße bleiben flach auf dem Boden. Der Rücken die gerade – hier könnt ihr eure Hände vor dem Herzen zusammenbringen und mit den Ellenbogen von innen an die Knie drücken und die Knie gegen die Ellenbogen. Das sorgt für Aufrichtung.
Sollte das nur noch mehr Wut in euch auslösen, modifiziert die Haltung so, dass sie leicht für euch machbar ist, z.B. durch: 

  • Das Anheben der Fersen. 
  • Das Anlehnen mit den Rücken gegen eine Wand. 
  • Das Unterschieben eines Klotzes oder Bolsters unter den Po. 
  • Das Ausstrecken eines Beines zur Seite (wechselt das Bein dann später). 

Ihr könnt dort angekommen bis zu 6 Minuten in der Haltung verharren. Verlagert am Ende euer Gewicht leicht von einem Fuß auf den anderen, um eure Hüften wieder in Schwung zu bringen.  

Schnürsenkel 

Setzt euch mit nach vorne ausgestreckten Beinen auf dem Boden ab. Stellt den rechten Fuß neben eurem Oberschenkel auf und kreuzt dann das rechte Bein über das linke. Dabei sollten die beiden Knie übereinander gestapelt werden. Das erreicht ihr, indem ihr euren rechten Fuß außen an der linken Hüfte ablegt. Sollten die beiden Knie sehr weiter auseinander sein, könnt ihr eine gerollte Decke dazwischen legen. 

Ihr könnt in dieser Haltung aufrecht sitzen bleiben oder euch nach vorne lehnen. Dann wird die Dehnung an der Außenseite der Hüfte intensiver.  

Bleibt bis zu 4 Minuten in dieser Haltung und wechselt dann den Überschlag der Beine, um die Übung auf der anderen Seite zu wiederholen.  

Wasserbock

Für diese Haltung könnt ihr euch ein dickes Kissen oder Bolster in greifbare Nähe legen. Als Startposition findet ihr euch in der Haltung des Kindes ein. Dafür bringt setzt ihr euch auf eure Fersen, bringt eure Knie mattenweit auseinander und legt den Oberkörper auf/zwischen euren Oberschenkeln ab. 

Für den Wasserbock streckt ihr dann euer rechtes Bein ausgestreckt zur rechten Seite aus. Die Zehenspitzen zeigen nach vorne. Euren Oberkörper könnt ihr auf dem Bolster ablegen, falls das für euch angenehmer ist. Jetzt solltet ihr eine Dehnung an der Innenseite des Oberschenkels spüren. Spielt gerne mit dem Heben und Senken eurer Hüfte, um eine gute Dehnung für euch zu finden.  

Haltet die Position 3 bis 5 Minuten. Macht eine kleine Pause in der Kindeshaltung, bevor ihr auf die linke Seite wechselt. 

Nehmt euch am Ende der kleinen Übungsreihe gerne etwas Zeit für einen Moment Ruhe und bewusstes Atmen. 

Die Atemtechnik, um für Abkühlung in hitzigen Momenten zu sorgen 

Die Atemtechnik „Strohhalm-Atmung“ sorgt allein schon wegen des entstehenden Gesichtsausdrucks für bessere Stimmung. Zusätzlich kühlt sie euch durch die Einatmung durch den Mund ab. Die Ausatmung durch die Nase verlängert die Ausatmung und sorgt so für Beruhigung. 

Findet einen aufrechten Sitz und öffnet euren Mund leicht. Nun rollt ihr eure Zungen an den Seiten hoch und streckt sie heraus. Wenn ihr die Zunge nicht rollen könnt, dann könnt ihr stattdessen die Zungenspitze von innen an die oberen Schneidezähne legen. 

  • Atmet nun durch den Mund ein. Spürt die kühle Luft an der Zunge. 
  • Schließt den Mund. 
  • Atmet langsam durch die Nase wieder aus und macht eine kleine Pause (so klein, dass es nicht krampfig wird!). 
  • Streckt dann die Zunge wieder in eurer Variante raus und atmet neu ein. 

Wiederholt diesen Vorgang solange, bis ihr eine deutliche Entspannung bemerkt. Atmet dann noch einige Atemzüge ruhig durch die Nase ein und aus.  

Der positive Effekt von Yin Yoga und Atemtechnik auf Leber und Gallenblase 

Wenn wir unserer Wut regelmäßig Luft machen, schaffen wir Raum, um uns um unsere Grenzen zu kümmern. Das hilft uns in der Zukunft dabei, dass wir klarer sagen können, was wir wollen und was eben nicht. So werden unsere Grenzen seltener überschritten und wir werden weniger oft wütend.
Wir lernen, uns selbst in den Fokus unserer Entscheidungen zu stellen. Und die Leber und Gallenblase können sich dann mit ihren ursprünglichen Aufgaben befassen und unsere Organe frei von Giftstoffen halten.

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