Warum die korrekte Ausrichtung im Yoga so wichtig ist
Sicherlich habt ihr in euren Yoga-Leben schon einmal eine Alignment-Klasse im Stundenplan eines Studios entdeckt. Oder sogar ausprobiert. Vielleicht ward ihr auch schon einmal in einer Stunde, in der ihr auf einmal eine Asana ausführen konntet, die ihr vorher noch nie so geschafft habt.
Genau da spielt die korrekte Ausrichtung der Haltungen eine große Rolle: Denn auf einmal kommen Händen an den Boden oder die Hüfte öffnet sich viel weiter. Oder – huch! Ihr steht echt auf euren Händen!
In diesem Artikel erfahrt ihr:
- Warum das Alignment im Yoga oft verloren geht und warum das schade ist,
- Wieso die Füße oft der Schlüssel für eine bessere Haltung sind,
- Was ihr in fast allen Yoga-Haltungen selbst beachten könnt,
- Wie ihr die korrekte Ausrichtung von der Matte im Alltag integrieren könnt.
Warum geht uns das Alignment im Yoga oft verloren?
Es gibt verschiedene Yoga-Stile. Manche sind eher ruhig und beinhalten wenig Bewegungen, Yin Yoga. Hier geht’s darum, sich tief zu entspannen, den Körper in den Pause-Modus zu versetzen und dadurch das Stress-Level zu senken. Das ist nicht für jede*n, denn man muss Ruhe auch aushalten können.
Dann gibt es die sportlicheren Varianten, wie Vinyasa oder Ashtanga Yoga. Diese Richtungen sind sehr weit verbreitet, weil viele Menschen dadurch einen leichten Zugang zum Yoga und auch zur Meditation finden. Denn auch in der Bewegung kann man Ruhe im Geist finden. Diese Richtungen haben gemeinsam, dass sie schneller durchgeführt werden und einzelne Übungen nicht so lange gehalten werden.
Und irgendwo dazwischen gibt es Richtungen wie Anusara oder Iyengar Yoga. In diesen beiden liegt der Fokus mehr auf der Ausrichtung der Haltungen. Einzelne Asana werden länger gehalten oder vor allem beim Iyengar Yoga auch mit vielen Hilfsmitteln leichter zugänglich gemacht oder extrem vertieft.
Da sehr viele Vinyasa oder auch Flow Stunden im Angebot sind, geht uns leider heute gerne mal der Blick auf die korrekte Ausrichtung verloren. Das ist schade, denn wenn man einmal die grundlegenden Prinzipien verinnerlicht hat (vor allem auf körperlicher Ebene!), flowt es sich gleich viel besser. Und immer auch gesünder und sicherer für den Körper. Falls ihr also mal wieder irgendwo eine Alignment-Stunde seht: Hin da! Ihr werdet staunen, wie sich ein herabschauender Hund auch anfühlen kann.
Wieso sind die Füße der Schlüssel für eine bessere Haltung?
Hand auf’s Herz: Wie oft macht ihr euch Gedanken über eure Füße? Mal abgesehen vom Nagellack im Sommer. Wie oft achtet ihr bewusst darauf, wie ihr da steht? Welcher Teil vom Fuß an den Boden kommt und welcher nicht? Lassen eure Schuhe diese Fragen überhaupt zu? Wie oft lauft ihr barfuß?
Ja. Schade. Denn die Füße sind der Schlüssel für eine bessere Haltung. Warum ist irgendwie naheliegend: Die meiste Zeit, in der wir unterwegs sind, stehen wir auf den Füßen. Wenn nicht nicht gerade sitzen – aber das ist ein anderes Thema.
Durch die Position der Füße verändert sich die gesamte Haltung!
- Stellt euch hin. So wie immer. Einfach so. Ohne nachdenken. Merkt euch das Gefühl im Körper. Realisiert, wie ihr da steht. Füße. Belastung der Beine. Hüfte. Schultern. Nacken.
- Und dann: Stellt die Füße hüftschmal auf. Alle Zehen zeigen nach vorne.
- Kommt minimal in die Knie. Hebt die Zehen. Spreizt sie auseinander. Setzt sie wieder ab. Hi, Frodo!
- Presst den Ballen eures großen Zehs (1) in den Boden. Dann die innere Ferse (2). Den Ballen des kleinen Zehs (3). Und die äußere Ferse (4). Bemerkt, was sich ändert.
(Checkt das Bild unten für die genannten Punkte!) - Zieht die Kniescheiben nach oben. Was passiert dann mit dem Becken?
- Der Bauchnabel zieht leicht zur Wirbelsäule. Die Schultern ziehen Richtung Pobacken nach unten.
- Der Hinterkopf schiebt etwas nach hinten. Arme hängen locker an den Seiten.
Boom! Wie steht ihr jetzt da? Besser, oder?
Und das alles, weil ihr euren Füßen etwas mehr Beachtung schenkt als sonst.
Das Experiment funktioniert übrigens auch im Sitzen. Oder im Handstand. Dann aber eher mit den Händen.
Was könnt ihr in fast allen Yoga-Haltungen beachten?
Die meiste Zeit einer Vinyasa Stunde verbringen wir auf den Füßen. Also könnt ihr die oben beschriebene Achtsamkeitsübung dort auch jederzeit einbauen. Wenn die Stunde etwas langsamer ist, dann habt ihr in den einzelnen Haltungen auch Zeit dafür. Sobald ihr die Punkte drauf habt, könnt ihr das gedanklich ganz schnell durchgehen.
Meine Top 6 für eine bessere Ausrichtung der Asana:
- Füße
Bringt gleichmäßigen Druck in alle vier Fußpunkte und aktiviert dadurch den Fußbogen an der Innenseite der Füße. - Oberschenkel
Durch das Hochziehen der Kniescheiben aktiviert ihr eure Oberschenkel und bringt mehr Kraft in eure Beine. Zieht dabei noch leicht zur Mitte und ihr steht super stabil. - Hüfte
Macht den Elvis-Move und schiebt euer Schambein leicht nach vorne. Hä? Wenn euch das nichts sagt: Zieht die Hüftknochen hoch in Richtung der unteren Rippen. - Core
Der Bauchnabel zieht nach innen und oben. So werdet ihr zu einem kompakten Muskelpaket voller Kraft. Ihr atmet aber weiter, bitte. - Nacken
Schiebt den Hinterkopf leicht nach hinten und zieht das Kinn minimal Richtung Schlüsselbeine. Dadurch können automatisch auch eure Schultern entspannen. - Lächeln! 🙂
Die ganze Spannung, die ihr durch die konzentrierte Ausrichtung aufgebaubt habt, strahlt ihr nach außen. Bei Haltungen, bei denen die Arme oder Hände involviert sind, wie z.B. ein Krieger 2, nutzt ihr den Raum, um diese Energie über die ausgestreckten Körperteile auch wieder in die Umgebung abzugeben. Dann haben alle was davon.
Wie könnt ihr die korrekte Ausrichtung von der Matte auch im Alltag integrieren?
Alles schön und gut, aber wie wäre es, wenn ihr das auch abseits der Matte in euren Alltag integriert? Gut eigentlich, oder? Denn so geht ihr gesünder und selbstbewusster durch’s Leben.
Ich habe hier noch ein einige Anregungen für zwischendurch:
- Schuhe aus!
Das geht vor allem im Sommer gut. Je diverser der Untergrund, desto besser. Eure Füße werden durch das Barfuß-Laufen viel mehr gefordert. Längst vergessene Muskeln melden sich zu Wort. Ich weiß, wovon ich rede, denn meine Füße brauchen auch noch eine Meeeeenge Training. Falls Schuhe ausziehen in der Stadt nicht so die Option ist, dann investiert in Barfuß-Schuhe. - Wartezeiten? Ja, bitte!
Wann immer ihr auf etwas warten müsst – an der Kasse, auf die Bahn oder den Bus oder im Büro an der Kaffeemaschine – geht gedanklich die Fußpunkte durch und beobachtet, wie sich eure Haltung ändert. Der Körper merkt sich das und je häufiger ihr in eine aufrechte Haltung kommt, desto besser kann der Körper das irgendwann von ganz alleine. - Meetings oder Schreibtisch-Arbeit?
Die Arbeit mit den Füßen funktioniert auch im Sitzen. Nutzt (langweilige) Meetings dafür. Im Home-Office geht das super. Bonus: Wenn ihr lange am Rechner gearbeitet habt, rutscht vom Schreibtisch so weit weg, dass nur noch die Hände an der Kante aufliegen und hängt euch nach vorne. Öffnet euren Brustkorb neu. - Lächeln!
Yes, so einfach. Denn dadurch entspannt sich nicht nur euer Kiefer, sondern auch euer Gaumen.
Und der hängt auf magische Art und Weise mit eurem Beckenboden und euren – ja, klar, – Füßen
zusammen. Außerdem macht Lächeln ganz automatisch fröhlich. Und erfreut auch alle anderen. - Zähne putzen mit Challenge:
Investiert in ein Balance-Kissen mit Noppen. Beim Zähneputzen stellt ihr euch da drauf (barfuß). Erst mit beiden Füßen, dann einbeinig. Vergesst das Wechseln nicht. Zack, habt ihr zweimal pro Tag ein super Training für eure Füße.
Mehr davon?
Alle meine Klassen haben eine kleinere oder größere Portion Alignment mit drin. Also besucht mich doch einfach mal. Hier findet ihr mich regelmäßig.